MV Agusta Lucky Explorer Gravel

Das neues E-Gravelbike aus Italien im Schotterrad-Check

Text & Detailfotos: Verena Hoppe | Fahrfotos: MV Agusta | 04.05.2023

Der Song zum Bike: Electric Feel - MGMT

Ein Gravelbike vom Motorradhersteller? Die Mobilitätswende erreicht auch die Motorradbranche. So gibt es vom italienischen Motorradhersteller MV Agusta nun auch E-Bikes. Neu im Sortiment ist seit Januar 2023 das Gravelbike "Lucky Explorer". Wie gut der Newcomer performt, hat sich unsere Redakteurin Verena direkt im Heimatland angeschaut. Bei einer Gravelbike-Tour unter der Sonne Sardiniens.

Das MV Agusta Lucky Explorer im Testeinsatz auf Sardinien.

Das Setup

Die komplette Ausstattung des MV Agusta Lucky Explorer im Überblick

RahmenCarbon
GabelCarbon oder Fox 32K
SchaltgruppeCampagnolo Ekar 1x13 (9-42)
BremsenCampagnolo Ekar (160/160 mm)
Übersetzung48/32x11-34
Laufräder

Lucky Explorer Carbon

ReifenPirelli Cinturato Gravel H oder M, 700x45C
VorbauFSA ROAD NS SMR

Lenker

FSA K-WING AGX Carbon
SattelPrologo Dimension AGX
MotorMahle - X20

Akku

350Wh - 36V
Reichweite*140 Kilometer

*Herstellerangabe

Das MV Agusta Lucky Explorer S in der Farbe "Satin Pearl White".

Carbon-Starrgabel oder 50 Millimeter Federgabel stehen zur Auswahl.

Die Ausstattung


Die beiden Modelle des Lucky Explorer unterscheiden sich bis auf die Gabel nur minimal. Die Standardversion mit Carbon-Starrgabel schlägt mit 6.990 Euro zu Buche. Das "Lucky Explorer S" wird mit einer Fox 32 K Float AX Federgabel mit 52 Millimeter Federweg ausgeliefert. Dafür werden dann satte 7.990 Euro fällig. Die "S"-Version bekommt mit den Pirelli Cinturato H-Reifen ein etwas gröberes Profil als der Cinturato M auf der Starrgabel-Version. Beide Modelle rollen auf 45 Millimeter breiten Pneus.

Ansonsten sind beide Modelle identisch ausgestattet. Das Bike unterstützt die Muskelkraft des Menschen mithilfe des Mahle X20 Motors. Dessen Akku verspricht mit seinen 350 Wattstunden laut Hersteller eine Reichweite von 140 Kilometern. Insgesamt ist der Motor sehr diskret in den Rahmen integriert. Auf den ersten Blick fällt das Lucky Explorer nicht als Elektro-Gravelbike auf. Geschaltet wird mit der Campagnolo EKAR 1x13. Das macht das Schalten simpler, denn so muss nur der rechte Schalthebel bedient werden. Allerdings könnte der Gangwechsel manchmal etwas flotter und flüssiger vonstattengehen. Der Schalthebel der Ekar-Gruppe ist sicherlich Geschmackssache, manchen Testfahrer:innen erscheint das Schaltsystem bei Shimano und SRAM etwas intuitiver.

Cleanes Cockpit

Auffällig ist der nur 50 Millimeter kurze Vorbau von FSA. Das Cockpit mit den integrierten Zügen sieht sehr clean aus, erinnert optisch aber stark an moderne Mountainbikes. Die Carbon-Laufräder kommen aus dem eigenen Haus. Der ergonomische Carbon-Lenker wirkt sehr komfortabel und spart ganz nebenbei ein paar Gramm Gewicht. Auch das Lenkerband ist gut gepolstert und macht das Bike auf Schotter komfortabler. 

Das Standardmodell wiegt für ein E-Bike leichte 12,8 Kilogramm, das Modell mit Federgabel 13,4 Kilogramm. Erhältlich ist das Bike in den Rahmengrößen XS (49 Zentimenter) bis XL (59 Zentimenter).

Der aerodynamische Carbonlenker verleiht ordentlich Komfort.

Das Cockpit des Lucky Explorer Gravel ist ganz klar offroad-orientiert.

Die kleine Anzeige im Oberrohr informiert über Akkustand und Motorstufe.

Die Testfahrt

Im MV Agusta Testcamp auf Sardinien konnten wir das neue E-Gravelbike auf unterschiedlichsten Strecken ausprobieren. An steilen Anstiegen und Schotter diverser Korngrößen wurde nicht gespart. Hier hilft die elektrische Unterstützung vor allem an steilen Rampen. Die Bedienung des Motors ist einfach verständlich. Am rechten Bremshebel kann auf eine höhere Unterstützungsstufe gewechselt werden, am linken auf eine niedrigere. Auf dem Oberrohr zeigen LED-Leuchten den Akkustand und welche der drei Motorstufen gerade eingestellt ist.

Auffällig ist, dass das gesamte Bike recht kurz ausfällt, der kleine Vorbau verstärkt diesen Eindruck zusätzlich. Menschen mit kurzem Oberkörper kann dies aber entgegen kommen, um nicht zu gestreckt zu sitzen. Vor allem Frauen haben oft einen kürzeren Oberkörper im Verhältnis zur Körpergröße. Auch der Radstand ist verhältnismäßig kurz, was zu einem starken Toe-Overlap führt. Das macht das Rad agil. Technische, enge Kurven im Gelände sind so aber etwas schwieriger zu fahren.

Agil und komfortabel

Auf Asphaltabfahrten fühlt sich das ganze Bike weniger stabil an. Die Kombination aus kurzem Vorbau und Radstand sowie den breiten Reifen mit wenig Luftdruck lassen einen deutlichen Unterschied zu eher rennradorientierten Modellen spüren.

Auf Gravel fällt auf, wie komfortabel sich das gesamte Setup fährt. Auch das Modell mit Starrgabel dämpft Erschütterungen auf Schotter sehr bequem ab. Die breiten Reifen und die Carbon-Parts tragen ihren Teil zum Fahrkomfort bei.  Auch der Sattel macht einen positiven Eindruck und ist nach mehreren Stunden noch sehr bequem.

Die Pirelli Cinturato H Reifen greifen auch auf grobem Schotter gut und sind für die trockenen Wege auf Sardinien gut geeignet. Bei matschigen Bedingungen ist ein Upgrade auf den Pirelli Cinturato M sicherlich hilfreich. Dieser ist serienmäßig auf dem Modell "S" mit der Fox-Federgabel verbaut.

Jeweils ein Knopf an den Bremshebeln steuert die Motorleistung.

Der Rahmen bietet auch Anschraubpunkte für Schutzbleche.

Fakten

Die Daten zum MV Agusta Lucky Explorer Gravel

Marke

MV Agusta

Modell

Lucky Explorer Gravel / S

Modelljahr2023

Rahmengrößen

XS, S, M, L, XL
Reifenfreiheit45 mm
Gewicht Komplettrad*
12,8/13,4 Kilogramm
Preis Komplettrad:6.990/7.990 Euro

*Herstellerangaben

Testeinsatz mit allen Elementen Sardiniens.

Das Fazit

Was uns am MV Agusta Lucky Explorer Gravel gut gefallen hat und was eher nicht? Hier verraten wir es euch.

Das fanden wir toll:

+ hoher Fahrkomfort

+ Motorunterstützung funktioniert gut und intuitiv

+ wertige Ausstattung

+ sehr leicht für ein E-Bike

Das fanden wir nicht so toll:

- Vorbaulänge ist Geschmackssache

- Toe-Overlap

- hoher Preis

Das MV Agusta Lucky Explorer Gravel zeigt sich als interessantes neues Elektro-Gravelbike. Das Konzept ist eindeutig nicht an die Masse gerichtet, sondern an Fahrer:innen, die ein hochwertiges und seltenes E-Gravelbike fahren möchten. Mit der Reichweite von bis zu 140 Kilometern sind auch längere Touren möglich. Durch das leichte Gewicht kann das Bike auch gut mit abgeschaltetem Motor gefahren werden.

Mit offenen Karten

Ganz klar: Ohne Support auch aus der Fahrradbranche können wir die Idee des Gravel Collectives nicht leben. Aber uns ist es wichtig, euch darüber zu informieren, wo und wie wir unterstützt werden. Wir spielen mit offenen Karten.

Konkret hat uns MV Agusta für diesen Artikel nach Sardinien eingeladen und uns das Bike präsentiert sowie einen halbtägigen Testride organisiert. Auf die Inhalte hatte MV Agusta keinerlei Einfluss.


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