Gravelbike-Insider Manuel Schürholz von Bombtrack Bicycle Co. spricht im Gravel Collective Kommentar über die neue UCI Gravelbike-Rennserie.
„Eine offizielle Gravel-Rennserie des Weltradsporverbands UCI bringt eine weitere, von vielen scheinbar auch erwartete Facette in den globalen Gravelzirkus. Besonders in den letzten zwei Jahren hat sich Gravel ja immer mehr Richtung 'Performance' entwickelt, ein Gravel Event ohne Zeitmessung wurde schon immer mehr zur Ausnahme und 700c-Laufräder überholten im Absatz die kleineren 650b-Modelle. Ob solch eine Gravel-Rennserie aber auf lange Sicht tatsächlich Bestand hat, bleibt abzuwarten. Ein Grund: Die ebenfalls fortschreitende 'Gravelisierung' der Straßenrennen. Denn je mehr Schotter-Segmente in den Profirennen auftauchen, desto schwieriger wird es die Professionalisierung des Gravel-Sports haben.
Erst vor einem Jahr hat die UCI die Regelung zu den Gravel-Abschnitten in Straßenrennen neu aufgesetzt. Eigentlich sollte die Entwicklung so eingeschränkt und die Rennen sicherer gemacht werden. Das Gegenteil war bis dato der Fall. Denn wenn die Regeln für Gravel-Segmente innerhalb eines Straßenrennens einmal stehen, kann man ihnen auch folgen und sie vermehrt einbauen. Und genau das sehen wir aktuell. Für die ernsthaften, professionellen Sportler aus unserem Umfeld spielt die Gravelrace-Serie hingegen bislang überhaupt keine Rolle. Sie wird eher als Marketing-Instrument betrachtet, als '2. Liga' des Radsports oder auch als Beschäftigung für die Zeit nach der Karriere als Radprofi.
Zudem gab es, ähnlich wie in der Diskussionen um die Einführung einer 'Gravel Hall Of Fame', viel Unmut, etwa über die Regelung des Preisgeldes gegenüber anderen Disziplinen oder die Dopingregularien dieser Gravel-Rennen. Da wird schon etwas argwöhnisch auf das 'Warum' geschaut. Für mich persönlich und ganz privat ist es vorerst eine spannende, beziehungsweise unterhaltsame Sache, auch wenn der ursprüngliche Spirit des Graveln ganz bestimmt woanders liegt. Allerdings können nach meinem Geschmack die Gravel-Rennen, von denen es bis dato Übertragungen gegeben hat, an Spannung und Diversität nicht mit Cyclocross Rennen, MTB Cross-Country-Rennen - oder Straßenrennen mit Gravel-Segementen mithalten. Aber ich freue mich dennoch darüber, und schaue mir gerne mal an, was da tatsächlich geht.
Die große Frage, die sich bei mir aber bis heute stellt: Hätte die UCI die Red Hook Fixed Crit Serie retten können? Vielleicht war hier der Hype des starren Gangs damals dann doch einfach zu klein, aber es hat die Notwendigkeit solch einer professionalisieren Event-Serie für den Erhalt einer Szene sehr stark aufgezeigt. So gesehen ist Gravel-Racing vielleicht schon einen Schritt weiter! Es bleibt spannend."