Text: Felix Krakow | Fotos: Life Time | 01.06.2023
Das Rennen des Jahres: Am Wochenende steigt in den USA das Unbound Gravel. Im Jahr 2006 war es eines der ersten Gravel-Rennen überhaupt. Heute gilt es als weltweit wichtigstes Event der Szene. Gravel Collective hat mit den deutschen Starter:innen gesprochen – und die wichtigsten Infos zusammengetragen.
Das Unbound Gravel ist ein Gravel-Rennen im US-Staat Kansas. Die erste Austragung fand im Jahr 2006 statt. Damals gingen im Örtchen Emporia 34 Menschen auf die 200 Meilen lange Strecke durch die Flint Hills. Umgerechnet sind das etwa 322 Kilometer.
Ohne Events wie das Unbound Gravel würde es das Gravelbike wie wir es heute kennen vielleicht gar nicht geben. Bei der Fahrt über die endlos langen, meterbreiten Schotterstraßen der USA kam Salsa-Produktentwickler Sean Mailen einst die Idee: Er wollte ein Rad für genau diese Art von Rennen entwickeln. Beim Unbound Gravel 2012 feierte das Ergebnis dieser Idee seine Premiere: das Salsa Warbird.
"Das Unbound wird hier extrem gefeiert. Ich bin sehr gespannt auf das Rennen und freue mich einfach, dabei zu sein."
Die 200 Meilen sind nach wie vor das Herz des Unbound Gravel. Sie gelten heute vielen als die inoffizielle Gravelbike-WM. Doch mittlerweile gibt es fünf weitere Distanzen. Die ganz harten Gravelbiker:innen nehmen das Unbound XL über 350 Meilen (563 Kilometer) in Angriff. Wer es kürzer mag, hat die Wahl zwischen 25, 50 oder 100 Meilen, also 40, 80 oder 160 Kilometern. Dazu gibt es das Nachwuchs-Rennen Unbound Gravel Juniors für Kinder und Jugendliche im Alter zwischen zwölf und 18 Jahren. Mittlerweile gehen rund 4.000 Menschen aus rund 40 Ländern beim Unbound Gravel an den Start.
Da sich die Strecke von Jahr zu Jahr etwas ändert, können die Zeiten nicht direkt miteinander verglichen werden. Im vergangenen Jahr benötigte Sieger Ivar Silk für die 200-Meilen-Strecke 9:22:04 Stunden. Das entspricht einem Schnitt von 34,4 km/h. Schnellste Frau war Sofía Gómez Villafañe mit einer Zeit von 10:27:40 Stunden und einem Schnitt von 30,8 km/h. Auf der 350 Meilen langen XL-Strecke war Sieger William Harrison 20:17:27 Stunden unterwegs. Das entspricht einem Schnitt von 27,8 km/h. Schnellste Frau war Cynthia Frazier in 22:25:15 Stunden und mit einem Schnitt von 25,1 km/h.
Beim Unbound Gravel steht die absolute Gravelbike-Elite am Start. Von ehemaligen oder gar noch aktiven Radsport-Profis bis zu ausgewiesenen Gravelbike-Spezialist:innen geben sich hier alle die Ehre. Entsprechend spannend geht es zur Sache. Bei den Frauen gelten unter anderem Titelverteidigerin Sofía Gómez Villafañe, Amity Rockwell oder Lauren De Crescenzo als Favoritinnen. Doch auch die drei deutschen Fahrerinnen Svenja Betz, Carolin Schiff und Jade Treffeisen könnten ein Wörtchen mitreden. Im Männer-Rennen sind Vorjahressieger Ivar Silk, der Zweitplatzierte Keegan Swenson oder Matt Beers (Prost!) am Start. Der deutsche Gravel-Pro Paul Voß ist nach seinen Siegen im Frühjahr in bestechender Form. Und mit Ian Boswell (Sieger 2021), Laurens ten Dam, Lachlan Morton, Nathan Haas oder Jan Bakelants sind namhafte Ex-Rennradprofis dabei. Mit Larry Warbasse vom Team AG2R Citroën mischt gar ein aktueller Profi mit. Der US-Amerikaner hat gerade mit dem Giro d’Italia eine der wichtigsten Rennrad-Rundfahrten des Jahres absolviert. Besonders würden wir uns indes über einen Sieg von Konny Looser freuen. Alleine schon, weil sich ein Sieg des Schweizers bei der Siegerehrung so schön anhören würde. "And the winner is ..."
Jahr | Sieger | Siegerin |
2006 | Dan Hughes (USA) | XXX |
2007 | Steve Guetzelman (USA) | Leslie Hiemenz (USA) |
2008 | Cmaron Chambers (USA) | XXX |
2009 | Michael Marchand (USA) | Emily Brock (USA) |
2010 | Corey Godfrey (USA) | Betsy Shogren (USA) |
2011 | Dan Hughes (USA) [2] | Rebecca Rusch (USA) |
2012 | Dan Hughes (USA) [3] | Rebecca Rusch (USA) [2] |
2013 | Dan Hughes (USA) [4] | Rebecca Rusch (USA) [3] |
2014 | Brian Jensen (USA) | Rebecca Rusch (USA) [4] |
2015 | Yuri Hauswald (USA) | Amanda Nauman (USA) |
2016 | Ted King (USA) | Amanda Nauman (USA) [2] |
2017 | Mat Stephens (USA) | Alison Tetrick (USA) |
2018 | Ted King (USA) [2] | Kaitlin Keough (USA) |
2019 | Colin Strickland (USA) | Amity Rockwell (USA) |
2020 | keine Austragung | keine Austragung |
2021 | Ian Boswell (USA) | Lauren De Crescenzo (USA) |
2022 | Ivar Silk (NED) | Sofía Gómez Villafañe (ARG) |
[x] = Anzahl der Siege
Der große Star der XL-Version ist Ted King. Der US-Amerikaner konnte das Unbound 200 bereits in den Jahren 2016 und 2018 gewinnen. Diesmal will er den Sieg auf der Langstrecke. Zu den Favoriten zählen auch Vorjahressieger William Harrison und Marius Karteusch. Der Mann aus Nordrhein-Westfalen belegte bei seiner Unbound-Premiere im Vorjahr den grandiosen zweiten Platz. [Anm. d. Red: Marius ist auch beim 0228 Gravel mit Cervélo im August in Bonn dabei. Also falls ihr euch ein Autogramm oder Insider-Tipps holen wollt, meldet euch schnell an.] Auch Langstrecken-Crack Sebastian Breuer geht mit Ambitionen an den Start. Bei den Frauen zählen Titelverteidigerin Cynthia Frazier sowie Anne-Marije Rook und Jacqueline Chasteen zu den Favoritinnen.
Jahr | Sieger | Siegerin |
2018 | Matt Acker (USA) | Rebecca Rusch (USA) |
2019 | Jay Petervary (USA) | Lael Wilcox (USA) |
2020 | keine Austragung | keine Austragung |
2021 | Taylor Lideen (USA) | Lael Wilcox (USA) [2] |
2022 | William Harrison (USA) | Cynthia Frazier (USA) |
[x] = Anzahl der Siege
Der Einsatz von mal größeren und mal kleineren Aufliegern hat im vergangenen Jahr für kontroverse Diskussionen geführt. Unter anderem waren die beiden Elite-Sieger:innen Ivar Silk und Sofía Gómez Villafañe mit solchen Aufliegern für eine windschnittigere Sitzposition unterwegs. In diesem Jahr ist die Nutzung von Aero-Lenkern und jeglicher Anbauten verboten. Zudem werden in diesem Jahr erstmals Doping-Tests unter den Fahrer:innen der Pro-Kategorie durchgeführt. Dazu werden Sportler:innen im Zufallsverfahren ausgelost.
Ausgezeichnet werden Sieger:innen in diversen Kategorien. Neben den Profis gibt es Wertungen für nichtbinäre Personen, Fatbikes, Tandems, Paracycling oder Singlespeed-Bikes. Zudem werden die schnellsten Teilnehmer:innen aus insgesamt acht Altersgruppen ausgezeichnet. Wer das Ziel erreicht, erhält eine kleine Auszeichnung. Für die schnellsten fünf Teilnehmer:innen jeder Altersklasse gibt es zudem Sachpreise. Die offizielle Trophäe für die Sieger:innen ist eine überdimensionale Gürtelschnalle.
Wenn ihr während des Rennens up to date bleiben wollt, solltet ihr die Social-Media-Kanäle von Unbound Gravel sowie der Life Time Grand Prix Serie im Auge behalten.
Zudem gibt es ein Livetracking auf trackleaders.com:
Das Unbound Gravel findet traditionell am Wochenende nach dem Memorial Day statt, dem offiziellen Nationalfeiertag der USA. Im kommenden Jahr liegt der Memorial Day auf dem 27. Mai. Entsprechend beginnt das Unbound Gravel am Freitag den 31. Mai mit dem Start des Unbound XL. Am Samstag starten die restlichen Rennen. Am Sonntag werden die letzten Teilnehmer:innen im Ziel erwartet. Dann finden auch die Ehrungen der Sieger:innen von Unbound 200 und XL statt.
Die Anmeldung zum Unbound Gravel 2024 startet im Dezember für das Unbound XL sowie im Januar 2024 für die weiteren Strecken. Aufgrund der hohen Nachfrage werden die meisten Startplätze mittlerweile in einer Lotterie vergeben.
Für das Unbound Gravel 2023 lagen die Preise für die Teilnahme zwischen 40 US-Dollar für die 25 Meilen und 290 US-Dollar für die 200 Meilen. Das entspricht einer Bandbreite von etwa 37 bis 270 Euro. Wesentlich schwerer ins Gewicht fallen für Teilnehmer:innen aus Europa natürlich die Kosten für Reise und Unterkunft.