Intervie: Felix Krakow | Fotos: Nils Laengner | 09.01.2022

Von 0 auf 360 in zwei Jahren: Aus den Wehen der Corona-Pandemie geboren, hat sich die Orbit360-Serie zu einem der beliebtesten Gravelbike-Events Deutschlands entwickelt. Jetzt hat Fotograf Nils Laengner ein Buch zu der Serie herausgebracht - auch um seine ganz eigenen Corona-Erfahrungen zu behandeln. Wir haben mit ihm über sein Projekt gesprochen.

Gravel Collective: "Nils, was bedeutet Orbit360 für dich?"

Nils Laengner: "Orbit360 steht in meinen Augen für eine gewisse Art der Freiheit. Natürlich nicht ganz so bedeutungsschwer wie der ursprüngliche Gedanke des Begriffs. Aber in Zeiten von Corona hat die Serie mir und sehr vielen anderen Menschen die Möglichkeit geben, sich mit sich selbst und mit anderen Menschen zu messen und Deutschland kennen zu lernen."

Wie bist du auf die Idee gekommen, ein Buch darüber zu produzieren?

Durch Corona wurden viele meiner Aufträge als Fotograf abgesagt oder auf unbestimmte Zeit verschoben. Das hat mich mental ziemlich mitgenommen und gestresst. Ich wollte mir aber was einfallen lassen, worauf ich selber Einfluss habe und was mir durch die Pandemie nicht genommen werden kann. Es war fast wie eine Art der Selbsttherapie. Ich konnte Fahrrad fahren, ich konnte reisen, ich konnte fotografieren und ich konnte tolle Menschen kennen lernen. Das ist es, was meinen Job ausmacht. Und genau das wurde mir durch die Pandemie beinah genommen. Mit dem Buchprojekt konnte ich dem entgegenwirken.

Zudem wollte ich etwas erschaffen, was entschleunigt und die Menschen zugleich inspiriert. Mich persönlich inspirieren Fotobücher meist mehr als etwa Fotos auf Instagram. Da habe ich eher das Gefühl mich mit anderen zu messen. Und anders als beim sportlichen Gedanken ist das für mich eine negative Sache.

Bist du selbst schon einen Orbit gefahren?

Anders als alle andern war ich auf allen 18 Orbit-Strecken unterwegs, bin aber keine komplett gefahren.

„Ich konnte Fahrrad fahren, ich konnte reisen, ich konnte fotografieren und ich konnte tolle Menschen kennen lernen. Das ist es, was meinen Job ausmacht. Und genau das wurde mir durch die Pandemie beinah genommen.“

Nils Laengner

Fotograf

DAS nennen wir mal Schotter! Lisa Buddenberg hat die Orbit360-Strecke "Apollo Alpen" nicht nur gescoutet, sondern gemeinsam mit Nils auch nochmal unter die Reifen genommen.

Was hat dir die Arbeit an dem Buch gegeben?

Für mich war das insgesamt eine sehr tolle Zeit. Vor allem rückblickend war die Arbeit an dem Buch eine enorm wertvolle Erfahrung. Nicht nur das Radfahren, sondern auch die Gespräche mit meinen neuen und alten Freunden waren sehr spannend.

Was war für dich die schönste Erfahrung während der Arbeit an dem Buch?

Das ist gar nicht so leicht zu beantworten. Es gab so viele Momente, schöne wie ärgerliche. Aber alle haben mich letztendlich zur Vollendung des Buchs gebracht. Ich glaube einen konkreten Moment kann ich gar nicht benennen. Die Arbeit mit Isabelle Müller als Grafikerin, die Arbeit mit Orbit360-Macher Raphael Albrecht und mit meinen Eltern, die Fotoshootings mit verschiedensten Sportler:innen, die Fahrradtouren, all das waren auf die eine oder andere Art und Weise die „schönste Erfahrung“. Letztendlich wirken auch alle Stresssituationen sehr viel harmloser, als ich es während des Prozesses selbst wahrgenommen habe. Jetzt fühle ich mich einfach rundum glücklich. Für mich war dieses Buch ein tolles Projekt zum genau richtigen Zeitpunkt.

Orbit-Macher Raphael Albrecht gönnt sich auf der Orbit360-Strecke "Delta Deister" eine kurze Auszeit.

Du sprichst von Stresssituationen. Was hat dich genervt?

Mein verstauchtes Handgelenk am Anfang des Projektes hat das Fahrradfahren ein wenig komplizierter gemacht, aber das ging irgendwie. Die ganze Organisation, Planung und Akquise haben kein Spaß gemacht. Das hat mich sehr gestresst, da es überhaupt nicht meine Kernkompetenz ist. Aber auch das war letztendlich ein totaler Erfolg. Denn es hat offensichtlich geklappt. Und ich freue mich sehr, dass ich mich an so etwas, für mich, sehr unbequemes herangewagt habe.

Wer hat dich unterstützt?

Isabelle Müller hat neben dem Layout und den Illustrationen total viele tolle Einwände gehabt und mit ihren schlauen Nachfragen das Buch erst so toll gemacht. Ohne Raphael Albrecht wäre das Projekt natürlich nie entstanden, denn er hat diese Serie gegründet. Er hat mich dazu ermutigt das Buch zu machen und wir haben viel über die Sponsoren und das Buch geredet. Mein Vater, Tom Laengner, der alle Texte wunderbar geschrieben hat, meine Mutter, die mir immer wieder Mut zugesprochen hat. Lisa Grützmacher, Paula Gerstenberger und Wiebke Lühmann haben richtig lustige, aber auch inspirierende Texte geschrieben. Und natürlich die vier Sponsoren. Continental, Craft, Komoot und Votec. Die Firmen sind auch die Hauptsponsoren von der Orbit360 Serie 2021, daher war es schnell klar, mit wem ich zusammenarbeiten werde.

"Wer sein Gravelbike liebt ..." - Alex Bethge aka "Graveljesus" während seiner Runde über die Schwäbische Alb auf der Orbit360-Strecke "Votec Warp".

Wer braucht dieses Buch unbedingt?

Jede:r natürlich. Vermutlich hat jemand mit einer Leidenschaft fürs Fahrradfahren mehr Spaß daran. Aber tatsächlich gibt es keine extrem eingeschränkte Zielgruppe. Das Buch soll viele Menschen erreichen.

Hast du schon Pläne für dein nächstes Projekt?

Jedenfalls keines in dieser Größenordnung. Als Nächstes steht die Cyclocross DM an, danach folgen hoffentlich ein oder zwei Rennen in Ruanda, in Patagonien, Tschechien und vielleicht klappt es dieses Jahr, dass ich beim Silkroad in Kirgistan dabei sein kann. Badlands wäre auch schön, aber da habe ich noch keine konkrete Zusage. Außerdem soll es ein cooles Rennen in Osteuropa geben, darauf hätte ich richtig Lust. Denn die Gegend kenne ich, zu meiner Schande, viel zu wenig:

Der Fotograf

Über Nils: Der Mann aus Dortmund arbeitet seit einigen Jahren als selbständiger Fotograf und hat seinen „Fokus“ mehr und mehr auf das Thema Fahrrad gerichtet. Von Events über Reportagen, Reiseberichte und Mode-Shootings gehört alles zu seinem Repertoire, wobei Nils eine Sache gar nicht mag: anderen Menschen zu sagen, was sie zu tun haben. Radsportlich groß geworden ist Nils in der Fixedgear-Szene. „Jetzt habe ich meine volle Größe von 1,74 Metern erreicht und durfte auch andere Bereiche erleben“, sagt er. Besonderen Gefallen hat er mittlerweile an den Themen Gravelbike, Bikepacking und Ultracycling gefunden, womit er natürlich perfekt ins Gravel Collective Schema passt. Am liebsten ist Nils dabei mittendrin statt nur dabei. „Seit etwa zwei Jahren begleite ich die meisten Events vom Fahrrad aus“, sagt er. Das macht ihm nicht nur mehr Spaß, sondern er kann so auch mit den Sportler:innen fühlen. So hat er auch seinen ganz eigenen Fotografie-Stil entwickelt, der besonders von den Emotionen der Protagonisten und den authentischen Momenten lebt. Mit dem Gravel Collective war Nils bereits in der Eifel und im Ruhrgebiet unterwegs.

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Nils im GravelTIME Podcast

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Holt euch das Buch zur Orbit360-Serie

Das 268 Seiten starke Buch hat Nils Laengner im Eigenverlag herausgebracht. Mit vielen Fotos und schönen Erfahrungsberichten werden die 18 Strecken der Orbit-Saison 2021 vorgestellt. Dazu gibt es natürlich zu jeder Strecke die Daten und vor allem eine aufwendig von Isabelle Müller illustrierte Karte. Die Text stammen aus der Feder von Nils' Vater Tom Laengner. Besonders praktisch: Zum Finale gibt es praktische Ausrüstungstipps für Bikepacking-Abenteuer. Das Buch gibt es für 39 Euro inklusive Versand auf Nils' Website.

Der Fotograf

Über Nils: Der Mann aus Dortmund arbeitet seit einigen Jahren als selbständiger Fotograf und hat seinen „Fokus“ mehr und mehr auf das Thema Fahrrad gerichtet. Von Events über Reportagen, Reiseberichte und Mode-Shootings gehört alles zu seinem Repertoire, wobei Nils eine Sache gar nicht mag: anderen Menschen zu sagen, was sie zu tun haben. Radsportlich groß geworden ist Nils in der Fixedgear-Szene. „Jetzt habe ich meine volle Größe von 1,74 Metern erreicht und durfte auch andere Bereiche erleben“, sagt er. Besonderen Gefallen hat er mittlerweile an den Themen Gravelbike, Bikepacking und Ultracycling gefunden, womit er natürlich perfekt ins Gravel Collective Schema passt. Am liebsten ist Nils dabei mittendrin statt nur dabei. „Seit etwa zwei Jahren begleite ich die meisten Events vom Fahrrad aus“, sagt er. Das macht ihm nicht nur mehr Spaß, sondern er kann so auch mit den Sportler:innen fühlen. So hat er auch seinen ganz eigenen Fotografie-Stil entwickelt, der besonders von den Emotionen der Protagonisten und den authentischen Momenten lebt. Mit dem Gravel Collective war Nils bereits in der Eifel und im Ruhrgebiet unterwegs.

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