Trinkwesten im Test
Trinkwesten erleben einen Boom. Ist das Must Have für Ultracycling-Rennen auch sinnvoll für Alltagstouren? Wir haben drei Modelle von Cyclite, Restrap, Evoc und Camelbak getestet.
19.07.2023 | Text und Fotos: Marcello Pabst
Ob als Radcomputer-Ersatz oder für das schnelle Foto oder Video: Dank modernen Halterungen kann das Smartphone einfach am Gravelbike befestigt werden. Wir haben das System von Peak Design aus Kalifornien ausprobiert.
Das Thema “Handy am Lenker” wird in der Gravel-Welt sicherlich sehr kontrovers diskutiert. Auch in der Gravel-Collective-Redaktion gibt es unterschiedliche Meinungen. Klar ist: Wie bei so ziemlich allem im Leben gibt es Vorteile und Nachteile. Und am Ende kommt es darauf an, welche Argumente für dich individuell schwerer wiegen. Für alle, die sich ihr Smartphone on Tour am Lenker zumindest vorstellen können, haben wir das Everday Case von Peak Design sowie die passenden Halterungen für den Fahrradlenker getestet.
Die in San Francisco ansässige Firma Peak Design kommt ursprünglich aus der Fotografie. Sie bietet etwa hochwertige Kameragurte, Kamerataschen und weiteres Zubehör. Die Kameragurte sind dafür bekannt, dass sie sich mit Magnetverschlüssen leicht von der Kamera lösen lassen. Dieses Prinzip hat Peak Design vor einiger Zeit für Smartphone-Halterungen adaptiert. Das System basiert auf einer mechanischen und einer magnetischen Komponente. Die Verbindung zwischen Hülle und Halterung wird magnetisch hergestellt und über ein mechanisches Verschlusssystem gesichert. Peak Design nennt das System Slimlink. Die Firma liefert hierfür ein eigenes Ökosystem an unterschiedlichen Halterungen. Neben den Fahrradhalterungen gibt es identisch aufgebaute Halterungen für das Motorrad. Weiterhin bieten sie Halterungen für Wand und Auto, dazu Zubehör wie ein Tripod oder eine MagSafe Geldbörse. Diesen fehlt die mechanische Sicherung, was aber für den Anwendungszweck nicht notwendig ist.
Das Peak Design Everyday Case gibt es für unterschiedliche Apple iPhone, Samsung Galaxy oder Google Pixel Modelle. Wer keines der genannten Smartphones besitzt, kann sich aber die Universalhalterung einfach auf eine passende Hülle kleben und so zumindest die Halterungen nutzen. Alternativ kann die Universalhalterung natürlich auch direkt aufs Smartphone geklebt werden. Wir haben die Hülle für das Samsung Galaxy S22 getestet und mittlerweile seit mehr als drei Monaten tagtäglich im Einsatz.
Generell gefällt uns die Hülle. Sie ist sehr robust und fühlt sich auch sehr hochwertig an. Die Bedienbarkeit der seitlichen Tasten ist sehr gut. Anfangs ist uns aber aufgefallen, dass die Griffigkeit nicht ganz so gut war im Vergleich zu der günstigen Hülle, die vorher zum Einsatz kam. Das Smartphone rutschte leicht in der Hand. Nach den drei Monaten können wir das aber so nicht mehr feststellen. Ob es Gewöhnung ist oder sich wirklich etwas verändert hat, können wir auch nicht so genau sagen. Die Hülle baut schon etwas auf. Das einst so schlanke Smartphone wirkt also nicht mehr ganz so schlank. Ein Zustand, der manchem aus dem Gravel-Collective-Team irgendwie bekannt vorkommt. Im Randbereich der Vorderseite steht die Hülle etwa einen Millimeter über. So wird etwa im Fall eines Sturzes der Bodenkontakt vom Display vermieden.
Apropos Sturz: Beim ersten, unfreiwilligen Sturztest hat die Hülle einen großartigen Job gemacht. Auf einer Gravel-Tour hatte sich das Smartphone bei einem Sprung über eine kleine Rampe aus der Oberrohrtasche befreit. Aus knapp anderthalb Metern Höhe landete es auf dem Asphalt. Passiert ist dem Gerät: nichts! Aber ganz ehrlich: Nochmal wollen wir das nicht ausprobieren. Die Hülle selbst hat lediglich minimale Kratzer davongetragen. Bei den mehr oder minder gewollten Sturztests ist nichts passiert. Also so typische Szenarien wie: die Katze schubst es vom Esstisch oder bei einem Handstand rutscht das Handy aus der Hosentasche. Glaubt ihr nicht? Wir auch nicht. Aber das waren die Höhen, aus denen wir es mal haben fallen lassen.
Besonders gut hat uns an der Hülle gefallen, dass sie MagSafe kompatibel ist. MagSafe ermöglicht bei neueren iPhones ab dem 12er-Modell das drahtlose Laden durch Magnetverbindung zwischen dem Gerät und dem entsprechenden Ladegerät. MagSafe unterstützt auch die Anbringung verschiedener Zubehörteile wie Hüllen, Brieftaschen und Ladestationen, die magnetisch am Rücken des Geräts haften. Die eigentlich iPhones vorbehaltene Technologie könnt ihr so entsprechend auch bei eurem Smartphone von Samsung oder Google verwenden und entsprechendes Zubehör nutzen.
Die Hülle unterstützt induktives Laden und die behindert auch die NFC-Funktionen des Smartphones nicht. Also etwa den kontaktlosen Bezahlvorgang im Supermarkt oder beim Bäcker per Handy.
Aktuell werden von Peak Design zwei unterschiedliche Fahrradhalterungen angeboten. Die erste ist das Out Front Mount. Mit diesem könnt ihr das Smartphone ähnlich den typischen Aero-Radcomputer-Halterungen mittig vor eurem Vorbau montieren. Das andere ist das Universal Mount. Bei diesem kann die Halterung mit dem typischen Gummiband, wie man es von vielen Halterungen kennt, an beliebigen Stangen, wie etwa dem Fahrradlenker, Vorbau, Tretrollern, Rasenmähern oder Kinderwägen montiert werden.
Beiden Halterungen ist gemein, dass sie zwei Knöpfe an den Seiten mitbringen. Um das Smartphone aus der Halterung zu lösen, müsst ihr lediglich einen der Knöpfe reindrücken, schon könnt ihr das Gerät befreien.
Das Out Front Mount lässt sich an allen gängigen Lenkerdurchmessern montieren. Hierzu sind entsprechende Adapter für 22,2, 25,4 und 31,8 Millimeter im Lieferumfang enthalten. Ebenfalls enthalten ist eine GoPro-Aufnahme, mit der ihr eure Action Cam oder Lampe unter der Halterung anbringen könnt. Ebenfalls findet ihr in der Verpackung noch eine Daumenschraube, wie man sie von Action Cams kennt. Mit ihr könnt ihr die Halterung auch unterwegs zum Filmen im Winkel verstellen.
Ihr könnt das Smartphone auf der Halterung sowohl vertikal als auch horizontal anbringen. Bei der horizontalen Variante erreicht ihr die Knöpfe zum Lösen der Arretierung aber etwas schwieriger. Wir sehen das entsprechend eher als kurzfristige Lösung. Wenn ihr die Schraube an der Unterseite der Halterung löst, könnt ihr die Slimlink Aufnahme selbst auch um 90 Grad drehen. So ist auch eine dauerhafte horizontale Nutzung des Smartphones mit einfacher Erreichbarkeit der Tasten möglich. Wer also unterwegs sein Lieblingsvideo schauen möchte, kann dies auch tun. Nein, Spaß. Das macht ihr mal besser nicht! Gedacht ist die Position zum horizontalen Filmen. Die gängigen Navigations-Apps auf dem Smartphone funktionieren meist ohnehin nur im vertikalen Modus.
Mit der Universalhalterung könnt ihr das Smartphone an beliebigen mehr oder weniger runden Dingen zu befestigen. Auch wenn wir dem Gummiverschluss erst nicht so ganz trauen wollten, hat er sich auf unseren Test-Touren aber als sehr sicher herausgestellt. Bei der Universalhalterung ist es möglich die Slimlink Aufnahme frei zu drehen, so dass ihr euer Smartphone entsprechend ausrichten könnt. Einfach die Aufnahme in die gewünschte Richtung drehen. Sie hat eine feine Rasterung, so dass ihr immer den passenden Montagewinkel findet.
Wir haben beide Halterungen für euch auf ausgiebigen Gravel-Touren getestet. Die Routen führten uns hierbei nicht nur über feinen Schotter, sondern auch über Asphalt und diverse Waldwege, Trails und Kopfsteinpflaster. Unsere Erkenntnis: Das Handy blieb jederzeit da, wo es sein sollte. Egal welche der beiden Halterungen wir nutzen, egal wie holprig es wurde. Wir waren erstaunt, dass auch die Universalhalterung selbst sich so gut wie gar nicht bewegte oder drehte. Als weiteren Test klemmten wir das Handy jeweils in die Halterung und hoben das komplette Vorderrad an der Hülle hoch. Das fühlt sich erstmal ganz schön komisch an. Du hast das Gefühl, als würde sich das Handy gleich verbiegen. Doch es war überhaupt kein Problem. Die Verbindung zwischen Hülle und Handy hielt. Sicherlich ist das aber kein tagtäglicher Einsatzzweck. Der kleine Test zeigt aber, wie gut das Slimlink-System funktioniert.
Für die Everyday Cases müsst ihr aktuell etwa 43 Euro auf den Tisch legen. Das Out Front Mount gibt es für rund 80 Euro und das Universal Mount für rund 60 Euro. Das gesamte Sortiment aus den Peak Design Ökosystem bekommt ihr zum Beispiel bei EnjoyYourBike. Hüllen für bestimmte ältere Smartphone Modelle sind auch teilweise etwas günstiger.
Ok, wir sind ehrlich. Das Handy-am-Lenker Thema ist für uns noch nicht ganz vom Tisch. Aber zumindest für den sportlichen Einsatz sind noch nicht alle im Team restlos überzeugt. Schließlich ist das Smartphone Regen, Staub, Hitze oder Kälte schonungslos ausgesetzt und aufgrund der Displaybeschaffenheit auch nur bedingt geeignet. Praktisch und sinnvoll finden wir es auf jeden Fall im urbanen Bereich. Also zum Beispiel am Lasten- oder Stadtrad, wenn es darum geht, mal eben von A nach B zu navigieren.
Grundsätzlich müssen wir aber anerkennen: das Slimlink-System von Peak Design funktioniert hervorragend und ist absolut hochwertig. Durch das weitere Zubehör könnt ihr das System vielfältig verwenden.
Abseits der allgemeinen Nachteile vom Smartphone am Lenker bleiben bei Peak Design allerdings zwei Kritikpunkte. Der erste ist die geringe Bandbreite passender Hüllen für Smartphones. Wie oben erwähnt, gibt es die Hüllen nur für neuere Geräte von Apple, Samsung oder Google. Wie gut sich hier die Klebehalterung eignet, konnten wir leider nicht testen. Der zweite Kritikpunkt ist der recht hohe Preis. Für eine Grundausstattung mit Hülle und Universal Mount seid ihr schon knapp 100 Euro los. Allerdings erhaltet ihr dafür auf jeden Fall sehr hochwertige Komponenten.
+ insgesamt sehr hochwertig
+ Hülle sehr robust
+ Halterung absolut sicher
+ starke Schutzwirkung für das Handy
- Hüllen nur für wenige Smartphone-Modelle erhätlich
- hoher Preis
Marcellos Fazit: "Wer sein Smartphone am Lenker nutzen möchte, sollte sich die Produkte aus Kalifornien auf jeden Fall näher anschauen. Ich werde die Hülle und den Halter am Lastenrad auf jeden Fall weiter nutzen. Gerade die MagSafe-Funktionalität der Hülle finde ich super.“
Über Marcello: Marcello als unser Mädchen für alles zu beschreiben, würde die Sache nicht treffen. Denn erstens ist er gar kein Mädchen. Und zweitens macht er noch viel mehr als nur "alles". Als unsere IT-Experte im Hintergrund sorgt er dafür, dass eure Mails bei uns ankommen, wir unsere Texte schreiben können und wir auch intern bestens vernetzt sind. Dazu haut er selbst in die Tasten und schreibt über seine Bikepacking-Abenteuer, etwa auf dem Weg an die Nordsee. Außerdem testet er fleißig, zum Beispiel das Ortlieb Quick Rack Light. Und ganz nebenbei schmeißt er gemeinsam mit Bernd den Gravel Club Hessen. Noch Fragen?
Ganz klar: Ohne Support auch aus der Fahrradbranche können wir die Idee des Gravel Collectives nicht leben. Aber uns ist es wichtig, euch darüber zu informieren, wo und wie wir unterstützt werden. Wir spielen mit offenen Karten.
Konkret hat uns EnjoyYourBrands als deutscher Distributor für Peak Design die Produkte für diesen Artikel kostenfrei zur Verfügung gestellt. Auf die Inhalte und Abläufe hatten EnjoyYourBrands und Peak Design keinerlei Einfluss.
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