Gravelschuhe: Der große Ratgeber
Im Test: Verschiedene Gravelschuhe auch für breite Füße. Wir haben Modelle von Crankbrothers, Fizik, Northwave, Q36.5, Bont Cycling und Shimano getestet.
08.09.2023 | Text: Marcello Pabst | Fotos: Marcello Pabst, USWE Sports
"Wasser, Wasser!" Wenn das Gravelbike nicht genug Platz für ausreichend Trinkflaschen bietet, wird es Zeit für alternative Lösungen. So wie die USWE Rush 8L Bike Hydration Vest. Jetzt im Gravel Collective Schotter-Check.
Viele von euch werden das kennen: Gerade auf längeren Touren mit dem Gravelbike reichen die Trinkflaschen, die man am Rad unterbringen kann, vielleicht nicht immer. Gerade wenn das Bike nur Platz für zwei Flaschenhalter bietet oder das Rahmendreieck mit einer Rahmentasche belegt ist. Und dann gibt es die Touren, die so remote sind, dass vielleicht auch kein Supermarkt, Friedhof oder eine Tankstelle zum Auffüllen der Flaschen in der Nähe sind. In solchen Situationen sind besondere Mittel gefordert. So wie die Rush 8L Bike Hydration Vest des schwedischen Herstellers USWE Sports. Solche Westen mit integrierter Trinkblase erfreuen sich gerade bei Langdistanz-Events und Gravelbike-Rennen zunehmender Beliebtheit. Wir haben uns das System für euch angeschaut.
Die USWE-Weste fasst eine zwei Liter große Hydrapak-Trinkblase. Zugegeben: Am Anfang mussten wir erstmal lernen, wie genau so eine Trinkblase funktioniert. Nachdem wir das draufhatten, ließ sich die Blase einfach öffnen, einfach füllen und verschließen. Das Mundstück hat einen Drehverschluss und ein Beißventil. Bei unserem Test hielt das Ventil auch bei geöffnetem Verschluss dicht. Daher sind wir eigentlich die ganze Zeit mit offenem Verschluss gefahren. Allerdings erscheint die Bedienung des Drehverschlusses während der Fahrt etwas unpraktisch. Doch vielleicht fehlt auch hier noch etwas mehr Übung.
Bei der Rush Bike Vest handelt es sich um eine Weste, die neben dem Hauptfach für die Trinkblase noch weitere Taschen und Staufächer bietet. Darin könnt ihr etwa Kleinteile wie Riegel, Portemonnaie, Schlüssel und allerlei anderer Kram verstauen. Basismaterial der Weste ist ein weitmaschiges Mesh. Sowohl die Innenseite der Träger als auch die Rückenpartie bestehen komplett aus Mesh. Die Taschen an der Vorderseite sowie die Fächer innerhalb der Taschen sind aus einem dünneren und feinerem Mesh gefertigt. Das Hauptfach besteht ist aus einem Kunstfasertextil.
Über Gummizüge an der Seite kann die Größe der Weste variabel eingestellt werden. Ist die Weste einmal passend eingestellt, wird sie nach dem Anlegen schnell und bequem mit einem Clip an der Vorderseite geschlossen. Der Mechanismus funktioniert auch mit etwas dickeren Winterhandschuhen gut.
Im Einsatz gefällt uns die Weste generell gut. Gerade die vielen Taschen und Fächer sowie das zusätzliche große Fach am Rücken sind eine echte Bereicherung. So haben wir auf langen Touren alles, was wir schnell im Zugriff haben wollen, sicher und nicht störend untergebracht. Auch vier bis fünf Energieriegel fasst die Weste problemlos. Eine der Taschen kommt zudem mit einem dehnbaren Verschluss ohne Reißverschluss. So lässt sie sich während der Fahrt problemlos öffnen und schließen, um Utensilien zu entnehmen oder zu verstauen. Übrigens: In dem großen Rückenfach findet auch unsere Endura GV500 Primaloft-Jacke bequem Platz.
Egal ob im Wiegetritt oder bei ruppigen Passagen im Wald: Während der Fahrt sitzt die Weste sicher am Rücken. Auch bei halbvoller Blase wabbelt da nichts am Rücken. Lediglich beim Befüllen solltet ihr darauf achten, dass möglichst wenig Luft in der Blase ist. Sonst nehmt ihr ab und an Plätschergeräusche bei Bewegung wahr und die Blase wabbelt minimal.
Gut gefallen uns auch die kleinen Details an der Weste. So wie die reflektierenden Applikationen oder die kleine Lasche am Rücken, an der sich etwa ein Rücklicht befestigen lässt. Zudem bietet eine der Fronttaschen einen Karabinerhaken, an dem sich etwa ein Schlüssel sicher befestigen lässt. Weniger praktisch: Zur Fixierung des Trinkschlauchs bietet die Rush Weste lediglich zwei Laschen an den Schulterträgern. In unserem Test wirkte der Schlauch so recht hoch fixiert und rutschte immer mal wieder nach unten.
Der Tragekomfort der Weste ist gut. Auch staut sich dank des Mesh-Gewebes kaum Wärme unter der Weste. Ein klein wenig wärmer als ohne Weste wird es aber erwartungsgemäß trotzdem. Zudem ist das Mesh am Rücken ein wenig Fluch und Segen zugleich. Denn durch den dünnen Stoff überträgt sich die Körperwärme auf die Trinkblase. Auf unserer Testtour hatten wir Außentemperaturen zwischen 5 und 18 Grad Celsius. Bei Kälte war das Wasser durch die Körperwärme auf angenehmer Trinktemperatur. Steigen jedoch die Außentemperaturen, wird natürlich auch das Wasser in der Trinkblase wärmer. Allerdings auch nicht groß anders, als wir es von der Trinkflasche im Sommer kennen.
Zu haben ist die Rush 8L Bike Vest in den vier Größen S, M, L und XL im Online-Shop von USWE. Der Preis liegt bei 149 Euro. Das ist zwar nicht ganz günstig, aber auf einem Level mit ähnlichen Westen anderer Hersteller. Die reine Weste bringt in Größe L 230 Gramm auf die Waage, inklusive leerer Trinkblase sind es 430 Gramm.
+ viel Stauraum
+ sicherer Sitz
+ stört kaum beim Fahren
+ kaum Wärmestau
+ einfaches, sicheres Verschlusssystem
- nicht ganz günstig
- Befestigung der Blase etwas fummelig
- kein Clip zur Befestigung des Trinkschlauchs
Marcellos Fazit: "No dancing monkey” nennt USWE die Idee hinter der Weste. Und das funktioniert richtig gut. Zu keiner Zeit hatten wir das Gefühl, dass wir in der Bewegungsfreiheit eingeschränkt wären oder das Pack am Rücken irgendwie verrutscht oder anfängt zu schwingen. Gerade im Vergleich zum normalen Bike-Rucksack funktionierte das richtig gut. Irgendwann haben wir bei den Touren gar vergessen, dass wir da was auf dem Rücken hatten. Lediglich der leichte Wärmestau am Rücken hat uns ab und an daran erinnert. Die Verarbeitung der Weste ist auch sehr gut. Einzig die Logo-Prints erscheinen nicht so ganz robust. Hier wird ein längerer Einsatz auf dem Gravelbike mehr Aufschluss bringen. Ein positiver Nebeneffekt der Weste war, dass wir deutlich regelmäßiger getrunken haben, als bei der Fahrt mit Trinkflaschen. Und die zwei Kilogramm Wasser auf dem Rücken stören gar nicht so wirklich. Auch wenn es mal ruppig wird.“
Ganz klar: Ohne Support auch aus der Fahrradbranche können wir die Idee des Gravel Collectives nicht leben. Aber uns ist es wichtig, euch darüber zu informieren, wo und wie wir unterstützt werden. Wir spielen mit offenen Karten.
Konkret hat uns USWE die Weste für diesen Artikel kostenfrei zur Verfügung gestellt. Auf die Inhalte und Abläufe hatte USWE keinerlei Einfluss.
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