Tag 3 – Platten, Schweiß & Pannen
In Eisenach auf einer Brückenrampe mit 180-Grad-Rechtskurve, zu eng für mein Gespann, kippt der Hänger nach rechts auf die Seite. Der rechte Haltebolzen der Quick-Release-Halterung reibt am Gewinde. Zum Glück lässt er sich mit viel Hin und Her und enormem Kraftaufwand für 3 Umdrehungen auf der Achse schrauben. Nicht ideal, aber es hält erst einmal. Ich denke, die zu enge Kurve und die daraus resultierende große Kraft, zusammen mit der bereits gelösten Kupplung am Gewinde, führten zum Herausreißen. Eine Notiz an mich selbst, und so steht es auch in der Anleitung: Vor jeder Fahrt alle wichtigen Verbindungen und Punkte am Hänger überprüfen.
Die Fahrt geht weiter, wieder über 30 Grad, und ich habe eine Strecke mit mehreren zehnprozentigen Steigungen vor mir. Die erste Rampe fahre ich noch, aber dann schwinden meine Kräfte, keine Chance mit dem Anhänger. Ich muss schieben. Und das ist mit dem Anhänger sehr anspruchsvoll. Ich muss aufpassen und ständig die Bremsen gezogen lassen, ansonsten droht der Anhänger den Hang hinunterzurollen. Eine weitere Herausforderung ist es, sich in so einem Anstieg zu verfahren und dann umzudrehen. Das erfordert einiges an Koordination und Planung. Der Hänger muss aufgebockt werden, auskoppeln, das Bike umdrehen und vor dem Hänger ablegen. Den Anhänger vorsichtig drehen, ohne dass er zur Seite kippt, und mit einer Hand den Hänger halten und mit der anderen das Bike versuchen wieder anzukoppeln. Das geht mit etwas Übung durch das Quick-Release-System aber ganz gut.
Irgendwann ist auch dieser Teil geschafft. Auf einen Anstieg folgt bekanntlich auch eine Abfahrt. Hier ist mit dem Anhänger, der durchaus von hinten schiebt, besondere Vorsicht und vorausschauendes Fahren geboten. Die Hände immer an beiden Bremsen und immer wieder die Geschwindigkeit herausnehmen, um bei Hindernissen noch rechtzeitig reagieren zu können. Auch hier auf einem ausgewaschenen Trail mit Geröll und einigen Kanten zieht der Hänger ohne instabil zu werden oder ins Schlingern zu geraten einfach stur meiner Fahrspur hinterher. Die Federung des Anhängers steckt alle Schläge und Wellen problemlos weg.
Ich habe noch das Grinsen von der Abfahrt im Gesicht, als sich das Gespann irgendwie anders anfühlt. Ich schaue auf die Reifen meines Bikes, alles sieht gut aus. Ich halte an, und da sehe ich das Problem: Der Reifen des Anhängers ist platt. Es folgt ein Auf und Ab der Gefühle. Kein Ersatzschlauch dabei. Nun gut, ich habe ja Flickzeug. Oh nein, der Vulkanisierstreifen ist ausgetrocknet. Oh Mist, es ist ein Autoventil, die Pumpe passt nicht. Yeah, ich kann ja den Aufsatz an der Pumpe drehen. Freude! Nein, ich finde das Leck nicht. Ah, gefunden, und warum auch immer, ich habe selbstklebende Flicken dabei. Der Erste hält nicht, der Zweite gerade so. Egal, alles zusammenbauen und hoffen, dass es hält!
Im Dunkeln, völlig erschöpft und nach 127 km, 1540 Höhenmetern und 11 Stunden auf der Piste komme ich in der nächsten Unterkunft an. Ich hatte wieder keine Lust zu zelten, aber gut, dass ich es dabeihabe. Immerhin gibt es Camping-Vibes im Bad, denn ich bereite mir mangels Wasserkocher noch ein Trockengericht mit dem Gaskocher zu.