Schotter-Check: Eker Grus
Ein Gravelbike aus Bambus: Das Eker Grus verspricht ein besonders nachhaltiges Fahrrad zu sein, das viel Performance liefert. Im Testbericht lest ihr, ob das Bike der schwedischen Marke überzeugen kann.
Die Marke Liv hat sich der Entwicklung von Fahrrädern und Zubehör speziell für Frauen verschrieben. Ein Beispiel: das Liv Devote Advanced 2. Wir haben das Carbon-Gravelbike über die Schotterwege im Süden Spaniens gescheucht.
Text & Detailfotos: Felix Krakow | Fahrfotos: Tobias Mandt | 05.12.2022
Der Song zum Bike: Sade - Smooth Operator
Frauen brauchen eigene Fahrräder? Frauen brauchen eine eigene Fahrradmarke! Mit diesem Ansatz hat der weltgrößte Fahrradhersteller Giant im Jahre 2008 die Marke Liv ins Leben gerufen. Auch im professionellen Radsport engagiert sich die Marke, vom Rennrad bis zum Mountainbike. Im Aufgebot darf dabei auch ein Gravelbike nicht fehlen: das Liv Devote. Insgesamt bietet die Marke aus Taiwan fünf Varianten zwischen 1.299 und 5.599 Euro. Die beiden günstigeren Modelle verfügen über einen Aluminium-Rahmen, die drei teureren Bikes bestehen aus Carbon.
Wir haben uns das Fahrzeug für die Frau mal genauer angeschaut und das Liv Devote Advanced 2 zum Tanz über die Schotterwege gebeten. Mit einem Preis von 2.799 Euro handelt es sich dabei um das günstigste der drei Carbon-Devotes. Ausgestattet ist das Bike mit einem Shimano-GRX-Mix mit 2x11 Gängen und Giants eigenen Komponenten wie Laufrädern und Reifen, Sattelstütze und Sattel oder auch Cockpit.
Rahmen | Advanced Carbon |
Gabel | Advanced Carbon |
Schaltgruppe | Shimano GRX 2x11 (600/810) |
Bremsen | Shimano GRX 400 (160/160 mm) |
Übersetzung | 48/32x11-34 |
Laufräder | Giant P-X2 Disc |
Reifen | Giant CrossCut AT1 38-622 |
Vorbau | Giant Contact, 80 mm |
Lenker | Giant Contact D-Fuse XR, 40 cm, 8° Flare |
Sattelstütze | Giant Contact D-Fuse 30,9 mm |
Sattel | Liv Approach |
Die wesentliche Frage lautet natürlich: Was unterscheidet ein Gravelbike für Frauen von einem Gravelbike für Männer? Das Liv Devot jedenfalls erinnert auf den ersten Blick stark an das Giant Gravelbike Revolt. Wer genau hinschaut, erkennt allerdings die harmonischere, weniger kantige Linienführung. Zudem wirkt die Lackierung etwas verspielter, kommt dabei aber ohne Blümchen oder pinke Details aus. Liv folgt also nicht der Methode „pink it and shrink it“. Sprich: „Wir machen den Rahmen etwas kleiner und lackieren ihn rosa, fertig ist das Gravelbike für die Frau.“
Ganz im Gegenteil betont Liv gar, für die Geometrie des Devote auf eine umfassende Datenbank zur weiblichen Anatomie zurückgegriffen zu haben. Was das bedeutet? Um das zu erkennen, haben wir die Geometrien von Liv Devote und Giant Revolt in Größe S verglichen. Einer Rahmengröße, die sich laut Hersteller an Menschen mit einer Körpergröße von etwa 160 bis 170 Zentimetern richtet. Die wesentlichen Unterschiede:
Liv Devote vs. Giant Revolt
Gleich hingegen ist die stark geslopte Form des Rahmens. Das bedeutet, dass das Oberrohr deutlich nach hinten abfällt. Zudem verfügen sowohl Liv Devote als auch Giant Revolt über innen verlegte Züge und Leitungen. Das sorgt für einen cleanen Look und vereinfacht zum Beispiel die Montage von Bikepacking-Taschen. Wartungsarbeiten hingegen werden so nicht unbedingt einfacher. Etwa wenn mal ein Zug gewechselt werden muss.
Apropos Bikepacking: Das Devote bietet einige Montagepunkte für Flaschenhalter und mehr. So finden zwei Flaschenhalter im Rahmendreieck Platz. Auf dem Oberrohr kann eine kleine Tasche angeschraubt werden und auch unter dem Unterrohr gibt es Montagepunkte für einen Flaschenhalter oder etwa eine Werkzeugbox. Auch an der Gabel finden sich links und rechts je zwei Montagepunkte für Flaschenhalter, Taschen oder Bikepacking-Cage. Zudem lassen sich ein optional erhältliches Schutzblech-Set sowie ein ebenfalls als Zubehör verfügbarer Gepäckträger am Rahmen anbringen.
Was dem Liv Devote im Vergleich zum Giant Revolt allerdings fehlt, ist der Flip-Chip im Heck. Über diesen lässt sich am Revolt die Position des Hinterrades und damit die Wendigkeit des Bikes verändern.
Auch erwähnenswert: Während Giant das Revolt in den Größen S bis XL anbietet und damit nach eigenen Angaben Körpergrößen von etwa 159 bis 200 Zentimeter abdeckt, gibt es das LIV Devote auch in Rahmengröße XS. Damit sollten Menschen ab etwa 150 Zentimetern Körpergröße das für sie passende Gravelbike finden. Eindrucksvoll ist zudem das zulässige Gesamtgewicht des Bikes. Hier erlaubt Liv 150 Kilogramm. Abzüglich des Gewichts des Bikes ist so eine ordentliche Zuladung von mehr als 140 Kilogramm drin.
Anders als bei der Geometrie gibt es bei der Ausstattungsqualität keine Unterschiede zwischen den Bikes von Liv und Giant. So liefert Liv für die 2.800 Euro ein solides, preisgemäßes Setup, an dem es nichts zu meckern gibt. Geschaltet wird mit einer Kombination aus Shimanos GRX-Gruppe. Schaltwerk und Umwerfer stammen aus der 800er-Serie, die Schalt-Bremshebel aus der 600er-Serie und die hydraulische Scheibenbremse aus der 400er-Serie. Nur die Kurbel kommt nicht von Shimano. Hier spart Liv ein paar Euro und setzt statt einer GRX-Kurbel auf die etwas günstigere und rund 150 Gramm schwerere FSA Omega Adventure.
Ansonsten kommt die Ausstattung aus dem eigenen Haus. So wie das Alu-Cockpit, die Carbon-Sattelstütze und der Sattel. Oder die robusten Aluminium-Laufräder nebst passender Tubeless-Reifen. Im Gegensatz zu vielen anderen Herstellern liefert Liv das Devote übrigens bereits mit fertigem Tubeless-Setup aus. Hier entfällt also das nachträgliche Umrüsten.
Wer eine höherwertige Ausstattung will, bekommt am 1.000 Euro teureren Devote Advanced 1 Srams elektronische Rival eTap AXS Schaltgruppe, eine absenkbare Vario-Sattelstütze und 45 Millimeter breite Maxxis Rambler Reifen. Richtig nobel wird es dann beim Liv Devote Advanced Pro. Für 5.600 Euro kommt es mit Shimanos elektronischer Schaltgruppe GRX Di2. Dazu gibt’s hauseigene Carbon-Laufräder, einen Carbon-Lenker und einen etwas leichteren Sattel. Das laut Liv 8 Kilogramm leichte Bike rollt auf 40 Millimeter breiten Maxxis-Receptor-Reifen.
So. Und wie fährt sich das Gravelbike für die Frau nun? Im Gravel Club Testcamp im Süden Spaniens hatte unsere Testfahrerin Maren Zenker reichlich Gelegenheit, genau das herauszufinden. Eine Woche lang war sie mit dem Bike unterwegs. Dabei hat sie von feinstem Asphalt über schöne Schotterwege bis zu richtig ruppigen Abfahrten wirklich alles mitgenommen.
Wir dürfen sagen: Maren hat sich im Sattel des Liv Devote Advanced 2 vom ersten Moment an sehr wohl gefühlt. Die insgesamt ausgeglichene Sitzposition spiegelt den Charakter des Gravelbikes perfekt wider. So macht das Devote auch auf langen Touren viel Spaß und keinerlei Probleme. Dabei präsentiert sich das Bike als echter Allrounder. Es rauscht mit Speed über Asphalt und feine Schotterwege. Doch auch wenn es gröber wird, lässt es sich dank der gelungenen Mischung aus agilem Handling und doch ordentlicher Spurtreue nicht nervös machen. Bemerkenswert ist dabei auch der hohe Fahrkomfort. Die für bessere Flexibilität in Form eines großen D gehaltene Sattelstütze und der ebenso aufgebaute Lenker gleichen leichte Unebenheiten schön aus. Giant spricht bei dieser Bauweise von der D-Fuse-Technologie.
Auch die moderat profilierten, 40 Millimeter breiten Reifen haben auf gemäßigtem Schotter alles perfekt im Griff und rollen noch flott über den Asphalt. Wer es gröber mag, greift zu Reifen mit mehr Profil. Bis zu 45 Millimeter breit dürfen sie sein.
Übrigens: Wir haben uns richtig was getraut und auch mal die Jungs auf das Devote gesetzt. Hat funktioniert.
Marke | Liv |
Modell | Devote Advanced 2 |
Modelljahr | 2022/2023 |
Rahmengrößen | XS, S, M, L |
Reifenfreiheit | 45 mm |
Gewicht Komplettrad* | 9,4 Kilogramm |
Gewicht Laufräder** | 3,8 Kilogramm |
Preis Komplettrad: | 2.799 Euro |
* ohne Pedale
** inklusive Reifen, Tubeless-Ventilen, Bremsscheiben und Kassette
+ frauenspezifische Geometrie
+ und Ergonomie
+ hoher Fahrkomfort
+ integrierte Zugführung
+ viele Montagepunkte
+ ab Werk tubeless
- Tuningpotenzial bei Kurbel und Laufrädern
Das Liv Devote Advanced 2 präsentiert sich als starker Allrounder (nicht nur) für die Frau. Dank ausgewogener Sitzposition und hohem Komfort lädt es zu langen Gravelbike-Touren. Mit zahlreichen Montageoptionen für Gepäckträger, Flaschenhalter, Taschen und mehr eignet es sich für Bikepacking-Einsätze. Und nicht zuletzt dank des starken Rahmens und einem insgesamt geringen Gewicht darf es gerne auch mal etwas flotter zur Sache gehen. Wer es noch etwas leichter mag, investiert in Upgrades für Kurbel oder Laufräder. Oder gleich in die noch hochwertiger ausgestatteten Schwestermodelle.
A) Oberrohr | 525 mm |
B) Sitzrohr | 420 mm |
C) Steuerrohr | 125 mm |
D) Stack | 558 mm |
E) Reach | 376 mm |
F) Sitzwinkel | 75° |
G) Lenkwinkel | 70,5° |
H) Radstand | 1020 mm |
I) Kettenstrebe | 430 mm |
K) Tretlagerabsenkung | 80 mm |
Mehr Informationen zum Liv Devote Advanced 2 gibt's auf der Website von Fahrrad XXL. Im Online-Shop könnt ihr das Bike auch kaufen. Wir erhalten dabei eine Provision, um unsere Arbeit zu finanzieren. Also räumt am besten den ganzen Laden aus! ;-)
Noch mehr Informationen zu den Devote-Modellen gibt es auf der Website von Liv.
Ganz klar: Ohne Support auch aus der Fahrradbranche können wir die Idee des Gravel Clubs nicht leben. Aber uns ist es wichtig, euch darüber zu informieren, wo und wie wir unterstützt werden. Wir spielen mit offenen Karten.
Konkret hat uns Liv für diesen Artikel das Testbike kostenfrei für den Testzeitraum überlassen. Auf die Inhalte und Abläufe hatte Liv keinerlei Einfluss.
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