05.09.2023 | Text: Lisa Damminger | Fotos: Sportograf
Der größte MTB-Marathon Österreichs kann seit einigen Jahren auch mit dem Gravelbike absolviert werden. Wir haben es ausprobiert und Gravel Collectivista Lisa auf die Strecke geschickt. Hier kommt ihr Bericht.
Der beschauliche Ort Bad Goisern in der österreichischen Region Salzkammergut ist einmal im Jahr Hotspot der MTB-Szene. So wie in diesem Jahr am Wochenende rund um den 15. Juli. Denn zu diesem Termin fand die 26. Auflage der Salzkammergut Trophy statt. Über 4.000 Teilnehmer:innen aus mehr als 30 Ländern nahmen die sieben verschiedenen Strecken mit Distanzen zwischen 22 und über 200 Kilometern unter die Räder. Gute Nachricht für alle Fans des Breitreifenfahrrads mit Bügellenker: Zwei der mit Buchstaben markierten Strecken des Mountainbike-Marathons sind explizit auch fürs Gravelbike freigegeben. Konkret geht es um die kurze G-Strecke mit rund 22 Kilometern und 600 Höhenmetern sowie die anspruchsvollere C-Strecke mit rund 68 Kilometern und fast 2.000 Höhenmetern. Es gibt sogar eigene Gravel-Wertungen. Anders als beim Mountainbike gibt es hier allerdings keine Altersklassen, sondern lediglich Gesamtwertungen nach Geschlecht.
In Schlangenlinien auf Schattenjagd
Am Samstagmorgen um genau 10.13 Uhr fällt für mich der Startschuss in Obertraun. Gemeinsam mit 95 anderen Teilnehmer:innen auf ihren Gravelbikes fahre ich die C-Strecke und rolle auf meinem Orbea Terra in Richtung Hallstatt. Während einige Fahrer:innen ordentlich in die Pedale treten, halte ich mich zurück. Denn ich weiß: Nach etwa fünf Kilometern auf Asphalt geht es bergauf in Richtung Salzberg. Und das bedeutet: Klettern. Um genau zu sein, muss ich auf einer etwa zehn Kilometer langen Strecke rund 1.000 Höhenmeter überwinden. Der Anstieg scheint kein Ende zu nehmen und anders als die Organisator:innen halte ich eine bergtaugliche Übersetzung nicht nur für empfehlenswert, sondern für unabdingbar. Zumindest für alle, die nicht gänzlich den Spaß verlieren wollen. Entsprechend freue ich mich über mein 42er-Ritzel auf der Kassette, während ich in Schlangenlinien Schotter- und Forstwege hochpedaliere. Meine kreative Linienwahl ist dabei jedoch weniger der Steigung geschuldet, als vielmehr dem Versuch, jedes Fitzelchen Schatten mitzunehmen. 37 Grad und strahlender Sonnenschein sind toll, verleiten mich aber zu einer ganz entscheidenden Frage: Warum sitze ich hier eigentlich schweißüberströmt im Sattel und nicht mit Badesachen an der Traun, dem hübschen Nebenfluss der Donau.
Ich bin bereits grau, als mein Fahrradcomputer das Ende des Anstiegs ankündigt. Kurz vor dem Gipfel ist der Weg besonders steil. Viele steigen hier ab. Angestachelt von den Anfeuerungsrufen will ich aber durchziehen und trete weiter. Jemand steht mit einem Wasserschlauch an der Strecke, bereit die erhitzten Sportler:innen abzukühlen. Auch ich freue mich über eine erfrischende Dusche – aber nur kurz. Meinem Körper gefällt der Temperatursturz weniger gut. Spontan fällt erst mein Kreislauf aus, dann mein Rad mit mir stumpf auf die Seite. Da liege ich erstmal ein paar Sekunden, bis der Wassersprüher mir aufhilft und mich anschiebt, nachdem ich wieder aufs Bike gesprungen bin. Ein paar blaue Flecken, ansonsten ist alles heile.